Montag, 10. November 2014

Sportsgeist, Eisbeutel und andere Karrieren

Ich habe ja das grosse Glück, mit meiner Familie an einer Talsperre zu wohnen, die nicht nur schön anzusehen und im Sommer ein riesengrossen Naturschwimmbad ist, sondern auch ansonsten für alle möglichen Arten von Wassersport genutzt wird.


Vorwiegend natürlich zum Segeln. 
Nun ist es ja beim Segeln leider wie bei allen anderen Sportarten auch so, dass die Eltern es gern sehen, wenn die Kinder da in ihre Fusstapfen treten. Aber, wie bei viel zu vielen anderen Dingen auch, sehen es manche Eltern dabei auch gern, wenn ihre Kinder nicht einfach nur in ihre Fusstapfen treten, sondern sie überholen und das erreichen, was sie selbst nie erreicht oder versucht haben! 

Wir kennen wahrscheinlich alle die Bilder der wütenden Väter am Rande des Fussballplatzes, die Ihre Kinder beschimpfen, weil sie doch "wohlwollend" ihre Karriere zum Profi-Fussballer fördern wollen.  Auch schon gesehen und gehört auf dem Tennisplatz im Schwimmbad, ect. 
Und leider gibt es das nicht nur beim Fussball, Tennis, ect., sondern auch bei dem Sport, der so wunderbar der Entspannung und Ruhe verbunden mit sportlicher Begeisterung dienen kann: dem Segeln. 
Zu oft sah ich noch vor ein paar Jahren mitten auf dem See eine kleine Opti-Nussschale mit einem kleinen Jungen oder Mädchen – ganz allein, denn mehr Platz ist in den kleinen Einmannseglern ja gar nicht - der oder die weinend versuchte, wieder auf Kurs zu kommen, während man  am weit entfernten Ufer den Papa (oder auch schon mal eine Mama) wutschnaubend sehr (wenig) hilfreiche Kommentare brüllen hörte. 
Ich habe mir einmal geschworen, dass es meinen Kindern so nie ergehen wird, aber zurück zum Wasser….


Heute hat sich da zum Glück - so wie ich es erfahre - einiges in der Haltung der Eltern zum Sport ihrer Sprösslinge geändert, aber trotzdem können sich im November seit nunmehr 25 Jahren alle Jungs und Mädchen, die die Saison über von ihren Eltern zum Segeln, zu Regatten, zum Kämpfen und Gewinnen geschickt wurden, sehr freuen.
Da müssen nämlich hier auf dem See einmal die Papas ran.
Und nicht in ihren bequemen dicken Dampfern mit ihren tollen Winschen, Spinakern, Blistern, Focks, Rutschern und Kühlboxen, sondern in den kleinen Optis ihrer Kinder.
Ohne Gnade, auch, wenn der Papa seine 1,90m nur quer über das ganze Schiff legen kann!
Natürlich machen die sich das inzwischen auch sehr nett, aber zunächst einmal müssen sie den Kindern zeigen, dass sie es genauso gut können wie die Kinder.
Dazu dürfen sie sich die kleinen Optis Ihrer Kinder ausleihen und müssen bei jedem Wetter raus auf das Wasser. 





Und dann merkt so manch einer plötzlich, dass das gar nicht so einfach ist.
Ganz schön viele liegen mindestens einmal zwischendurch im Wasser, das um diese Zeit auch nicht mehr mit südlichen Temperaturen glänzt.
Die DLRG ist noch viel enger am Regattageschehen als sonst, denn manch einen müssen sie hier retten!

Und übrigens: Denk Dir nichts beim Namen der Regatta: Eisbeutelregatta!


Und das Ganze nicht nur an einem Tag, sondern gleich an Zweien. Und ganz allein. In der kleinen Nussschale.
Mitten auf dem See. Und bestimmt nicht entspannt, denn der Papa ist nun definitiv zu gross, um bequem in der kleinen Nussschale zu sitzen. Der muss schon quer rein.

Und das wird zudem auch noch einsam…und nass….und kalt….


Wie gesagt, die heutigen Papas sind zum größten Teil ausgenommen, aber im Laufe der letzten 25 Jahre gab es sicher manch einen, der während dieser zwei Tage Muße genug hatte, noch einmal über die steile sportliche Karriere seines Filius nachzudenken... (man bekommt eben immer, was man verdient, oder?!)
Also nehmen wir es sportlich.





Mit liebsten Grüßen

Eure Iris

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