Freitag, 14. August 2015

Was Dir niemand sagt, wenn Du Deine Elternzeit anmeldest...






Eigentlich bin ich weder "alt" noch "weise", das ist mal klar, aber so manche Erfahrung habe ich ja schon machen können und möchte die natürlich auch gerne mit Euch teilen.
(Was hat die Lillewind denn jetzt....?!)

Vorab möchte ich noch einmal betonen, was Ihr ja schon längst wißt:
Kinder zu haben, ist und bleibt für mich das Größte.
Es läuft nicht immer alles rund und zeitweise möchten wir sicher alle einmal unsere Kinder auf den Mond schießen und die Kinder auch einmal uns, aber genau das ist es, was sie so wunderbar macht, oder?! Das ist das pure Leben! Und sie bereichern uns so ungemein.

Und darum möchte ich Euch jetzt etwas erzählen!

Vor kurzem habe ich den Satz gehört:
Meine Kinder werden groß - ich muss jetzt wohl mal weniger arbeiten!

Hört sich für alle, die noch keine oder kleine Kinder haben widersprüchlich an, oder?

Man kann doch so schlecht arbeiten gehen, wenn die Kids noch klein oder gar Babys sind....!?

Nun ja...!
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Entscheidung, wie, wann, wie lange, ect. man in Elternzeit geht oder Erziehungsurlaub nimmt, eine der schwersten und nachhaltigsten im beruflichen Leben einer Frau sein kann.

Alles hat ziemlich viele Tücken und Haken.
Da spielen die eigene wirtschaftliche Situation, die des Arbeitgebers, die Gesetzeslage, u.U. das persönliche Verhältnis zu Chef und Kollegen, ob die Großeltern u.U. helfen können, und, und, und, eine Rolle. 
Und ob man es richtig macht, weiß man vorher sowieso nicht, denn vieles ist letztendlich doch Ermessenssache, aber vorallem ist das Leben, das mit der Geburt Deines Kindes beginnt zunächst ein ganz, ganz großes Fragezeichen.

Erst einmal weiß man nämlich gar nichts.
Wie soll man da entscheiden, ob man ein halbes, ein ganzes, oder mehrere Jahre zuhause bleibt?

Schon, als meine Kinder geboren wurden, war mir aber klar, dass ich, so lange sie bei uns wohnen, wenn es eben geht, nicht Vollzeit arbeiten werde.

Dazu mag jeder seine eigene Einstellung haben, und ich weiß durchaus, dass es manchmal einfach nicht anders geht, als dass die Mama voll mitarbeitet.
Oder die Alleinerziehenden, die es ohnehin schon schwer genug haben, und dafür meinen allergrößten Respekt haben.

Mir ist  auch durchaus bewußt, dass ich momentan das große Glück habe, dass mein Mann und ich in Bezug auf Kinder und Arbeitszeiten gleich denken und wir auch ohne mein Vollzeit-Gehalt gut leben können.

Nichtsdestotrotz, war es auch für mich grundsätzlich sehr wichtig, wieder arbeiten zu gehen und im Beruf bleiben zu können.

Das brachte in unserem ländlichen Gebiet in der Zeit, als mein Großer geboren wurde, allerdings selbst für einen Halbtagsjob bis mittags einige Probleme mehr mit sich als heute, wo Kinder schon viel früher in Kindergärten aufgenommen werden als mit drei Jahren, und fast jeder Kindergarten auch für diese Kleinen eine Nachmittagsbetreuung  und Mittagessen anbietet. 

Für unseren Kleinen hatte ich sogar zunächst noch eine Tagesmutter, und wenn man es rein monetär und mit Verstand betrachtet, wäre ich damals natürlich besser zuhause geblieben.

Wollte ich aber nicht und bin ich auch nicht, und irgendwie betrachtete man das Schwierige an der Situation ja immer nur als eine Übergangszeit, denn: Die Kinder werden ja größer, oder?!

„Wenn die Kinder erst einmal größer sind, wird das alles einfacher. Und, wenn das Betreuungsnetz erst einmal nicht mehr so eng sein muss, dann kann ich sicher auch wieder mehr arbeiten gehen. Weil wir dann ja einmal Urlaub in ….  machen möchten, ein neues, schnelleres Auto haben möchten...“ Richtig?!

So, und nun kommt meine Wahrheit!
Wir lieben unsere Kinder über alles, und ich bin der Ansicht, dass beide die Besten sind, die wir bekommen konnten, und – ehrlich -  auch Pubertiere bereichern das Leben sehr!

Aaaaber: es wird NICHT einfacher!

Und, statt mehr zu arbeiten, zweifle ich nun heute manchmal, ob eine Mutter, die es geschafft hat, mit Kleinkindern immer relativ pünktlich und fleckenfrei im Büro zu erscheinen, und niemals ein Kind  irgendwo vergessen hat, dem Kind fast immer Selbstgebackenes an Kindergeburtstagen mitgegeben hat, es ihren Kindern letztendlich nicht fast schuldig ist, die Elternzeit in den Jahren zwischen 14 und 16 oder 17 zu nehmen?!

Ganz ehrlich, jetzt wären ein oder zwei Jahre Elternzeit durchaus nicht unangebracht!

Ihr lacht jetzt vielleicht?!

Dann sage ich Euch auch, warum:
Einiges wird natürlich einfacher!

Offensichtlich braucht Dein Kind nicht mehr so viel Betreuung. Keine Frage!
Mit fast 15 muss man auch nicht mehr in Schule, Hort und Co. bekocht werden, sondern kann sich durchaus auch einmal eine Kleinigkeit selbst kochen oder – noch einfacher – gesundes Vorgekochtes aufwärmen.

Richtig ist auch, dass ein(e) 14-Jährige(r) nicht mehr überall hingefahren werden muss, sondern selbstständig öffentliche Verkehrsmittel oder gar das Rad benutzen kann.
Gerade da bin ich ganz Eurer Meinung.

Aber, was Dir vorher keiner sagt, ist, dass auch diese Jungs und Mädels noch Seelchen sind!
So cool und selbstständig sie wirken und tun.

Und die brauchen Dich auf eine andere Art noch viel, viel mehr als Deine Kleinen, mit denen man noch zweifelsohne jederzeit Knuddeln und Kuscheln kann, und das noch ganz von allein.

Bei einem Pubertier sind das die goldenen Momente!
Golden auch, wenn es sich Dir öffnet.

Und deshalb – Obacht! -  lass dann alles fallen und nimm den Moment an!
Lausche dem – manchmal im ersten Moment so hirnlos scheinenden – Gerede, oder quatsch Dein Pubertier selbst zu, denn dann weiß es, dass Du für es da bist.

Und, dass Du überhaupt da bist, denn Du wirst manchmal nicht viel mehr tun können.  

Dann werden uns die Hände gebunden sein, denn aus Kindern werden Leute, und die müssen vor allem eines wissen...immer wieder und wieder:
Dass Du es liebst und immer da bist!
Immer! Immer! Immer!

Meine Erfahrung ist ansonsten übrigens im Alltag, dass ein Pubertier nicht selbstständig das Handy zur Seite legt, wenn sich die Chance bietet, und man sich doch auf diesem Kanal so wunderbar mit Freunden austauschen kann, während man auf dem anderen Kanal debile Spiele daddelt.
Da mag das Wetter draussen noch so toll sein. Frischluft noch so wichtig, soziale Kontakt das Herz erwärmen...

Auch in unserem Bekanntenkreis gibt es kein einziges Pubertier, dass, während Mama noch im Büro ist, seine Vokabeln von allein lernt, ect. (Tatsache!)

Das mit dem Essen ist natürlich Geschmacksache!
Ist Dir egal, was Dein Pubertier so ißt, ist alles gut.
Ansonsten kann ich Dir sagen, dass sich unser Pubertier und auch die Pubertiere in unsere Freundeskreis, bis ich, wenn ich länger arbeite oder einmal verreisen muss, zurück bin, und das ändere, ausschließlich von Broten, dick bestrichen mit Nutella, oder bestenfalls einer Tiefkühlpizza ernährt.

Vielleicht auch gar nichts und wundert sich dann beim Eintreffen der Mutter lautstark, dass man immer diese schrecklichen Magenkrämpfe habe.

Meine Erfahrung ist aber vorallem:
Das Pubertier hat Gefühle! (Wer hätte das gedacht?)
Viele Gefühle!
Und eines fühlt es ganz besonders genau!
Einsamkeit!

Und dann hörst Du plötzlich von Bekannten, dass der Sohn einer Bekannten mit 15 anfängt zu kiffen... Sich immer mehr in Ballerspielen verliert....man gemeinsam nichts mehr zu lachen hat.
Oder die Tochter des Cousins des Nachbarn, von der man es nie gedacht hätte, die aber häufig Menstruationsbeschwerden vortäuscht und vorzeitig die Schule verläßt, um Computerspiele zu spielen, von denen die Eltern noch nicht einmal wußten, dass es die gibt, und die Eltern nicht mehr an sich heran läßt.

Und diese alle suchen sich gerade professionelle Hilfe, die nichts anderes sagt, als:
"Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind!"






Und jetzt höre ich schon manche von Euch sagen:
„Ja, ist doch Dein Problem! Bei Jungen ist das mit der Pubertät doch sowieso etwas ganz anderes als bei Mädchen!
Bei uns ist das ganz anders mit unserer Tochter (oder vielleicht auch dem Jungen)!“ 

Klar, nicht jeder tickt gleich, aber auch ich war einmal ein Mädchen. Und zwar eines von der Sorte:
Fleißig!
Selbstständig!
Unkompliziert!
Und das sage ich nicht selbst, sondern meine Mama. 

Aber auch meine Mama hat gerade als ich in „diesem Alter“ war, angefangen, wieder Vollzeit zu arbeiten. 
Und ich fand es schlicht zum Kotzen!

Und, was meine Mama und mein Papa bis heute nicht wissen, ist, wie viele Verbote ich gebrochen habe, und ich behaupte einfach einmal, dass ich so ziemlich die größten Dummheiten meines Lebens zu der Zeit gemacht habe! Sooo...! 

Und genau das alles ist der Grund, weshalb eine Elternzeit durchaus auch in späteren Jahren noch Sinn machen würde, und weshalb  mein Mann und ich auch weiterhin noch ohne mein Vollzeit-Gehalt leben werden....
Wißt Ihr Bescheid?!

Denn – wie soll ich es sagen?!
Was soll ich mit dem neuen Sofa und dem dicken, neuen Auto, dem Urlaub im zig-Sterne-Hotel in der Türkei, wenn wir das Liebste, was wir auf der Welt haben, und für das mein Mann und ich einmal die volle Verantwortung übernommen haben, versaubeutelt haben:
Unsere Kinder!


Nachdenkliche Grüße von 
Eurer Lillewind


P.S. Post abgenickt vom Pubertier :-)

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