Dienstag, 3. November 2015

Ich habe heute....leider kein Photo für Euch

Aber dafür etwas zum Thema „Loslassen“ und „Entspannt bleiben“.

Am Wochenende hatte ich meinen nächsten – diesen Blogpost – für Euch geplant.
Das Thema sollte nämlich eigentlich ein ganz anderes sein...

Das Wetter hier im Sauerland war – und ist – ja entgegen des kalendarischen Datums einfach wunderbar.

Am Sonntagmittag habe ich deshalb sogar noch im T-Shirt in der Sonne gesessen und dieser mein Gesicht entgegengestreckt.

Sie war noch so herrlich warm und hatte noch so eine Kraft, dass ich überlegte, ob es noch für einen Sonnenbrand reicht.

Prompt haben wir den Tag auch genutzt, und sind noch einmal mit dem Segelboot auf den See hinausgefahren.
Wohlwissend, dass dieses nun sicherlich das letzte Mal in diesem Jahr sein wird, denn am kommenden Wochenende wird die Zeit wohl nicht reichen und die Regeln schreiben vor, dass die Boote bis zum 15. November das Wasser verlassen haben müssen.
Gerade deshalb war das Wetter noch einmal ein besonderes Geschenk.
Es war nicht mehr wirklich genug Segelwind, reichte aber dazu, sich innerlich vom Segelsommer zu verabschieden und auf „Vor dem Wind“-Kurs konnte man die Jacken noch einmal ausziehen.

Ich hatte so viele schöne Bilder gemacht, und wollte Euch gern diese herrlichen Eindrücke mitgeben.

Ich wollte Euch die wunderschönen Farben des Laubwaldes um den See herum zeigen.
Das warme Licht am späteren Nachmittag, das das letzte Laub immer roter und orangefarbiger scheinen ließ.

Ich hatte sogar eine Gruppe Kraniche für Euch photographiert, die sich über dem See sammelten, um gen Süden zu fliegen, und die uns immer mit unserer Sehnsucht zurücklassen.

Eine leuchtend gelbe Propellermaschine war auch dabei, die über die orangeroten Bäume flog. Seufzzz…

Außerdem hatte ich schon morgens zum Frühstück meine Lieblings-Sonntagsbrötchen nach etwas abgewandelten Rezept gebacken und dazu ein Rezept für Chia-Marmelade ausprobiert. Köstlich!

Meine Männer mußten extra wieder geduldig warten, bis alles photographiert war.
(Ich hatte Euch ja schon von dem schweren Los einer Blogger-Familie erzählt, oder?! Essen kommt grundsätzlich wunderschön dekoriert aber erst, wenn es kalt ist, auf den Tisch, und man muss in jeder Lebenslage damit rechnen photographiert oder – manchmal noch schlimmer – zitiert zu werden.)

Aber zurück… Das Sonntagsfrühstück war jedenfalls so lecker, dass ich auch dieses mit Euch teilen wollte….

Und dann…der Worst-Case jedes Photographen…
 
Schon oft habe ich darüber nachgedacht, aber noch nie ist es mir wirklich passiert.
Zum Glück…!
Aber jetzt endlich!

Beim Überspielen der Bilder von der Kamera auf den Computer war ich zu schnell.

Kurz habe ich sie noch alle auf dem Bildschirm gesehen, die schönen Farben, den See, die Brötchen, die Marmelade, die Kraniche, meine Familie auf dem Boot!
Mindestens fünfzig Bilder!

Und dann habe ich GELÖSCHT, während die Kamera noch angeschlossen war.
Gelöscht!
Gelöscht!
Geeeeeeelööööööööööööööööscht!
Alles.weg.gelöscht!

Ich weiß nicht, wer von Euch mir das nachfühlen kann, aber ich hätte heulen können. Oder Schreien.
Und sagt jetzt nicht, dass es doch nur Bilder sind. Herbstbilder - wie jedes Jahr! – keine Hochzeitsbilder!

Für mich ist jedes meiner Bilder wirklich wertvoll...und nie wieder dranzukommen.

Manche träumen vor einem Urlaub vielleicht davon, dass sie das Flugticket zuhause vergessen – ich träume vor fast jedem Urlaub, dass ich meine Kamera zuhause liegen lasse.
Soviel zum Wert der Photos....

Aber, eigentlich wollte ich Euch Folgendes erzählen:

Ungefähr eine Stunde habe ich mich geärgert.
Richtig geärgert! 
Meine Familie machte schon einen großen Bogen um mich.

Und dann war auch ich es leid.
Dann habe ich zwei, drei Mal tief ein- und wieder ausgeatmet, und dann war es vorbei.

Aber jetzt mal ehrlich!
Kennt Ihr solche Situationen nicht auch?

Was mir die Photos waren, ist bei einem anderen das Ergebnis des Fußballspiels, der misslungene Kuchen, ein dummer Satz der Freundin, der rote Socken des Mannes zwischen den Dessous in der Wäsche, der Strafmandat wegen zu schnellen Fahrens, der Hundehaufen, in den man getreten ist, das graue Wetter, der nicht enden wollende Regen, die nicht gespeicherte Datei, und, und, und...

Zig Sachen gibt es, die anderen auf den ersten Blick so unwichtig erscheinen, aber man selbst nimmt sie im Moment so ernst – weil sie uns vielleicht auch gerade wirklich so wichtig sind – dass jeder Fehler uns geradezu die Laune verderben kann.

Das kann vorkommen.
Sollte aber kein Dauerzustand sein, oder?!

In solchen Momenten treten wir als Lillewind-Leser in Zukunft nämlich einfach einen Schritt zurück und werfen noch einmal einen Blick auf die Situation.

Und in den meisten Fällen werden wir dann wohl darüber lachen.

So geht es bei uns zuhause übrigens ganz oft, wenn sich in der Familie gerade eine Unstimmigkeit zwischen uns Eltern und den Jungs zusammenbraut.
So manches Mal könnte man, wenn man alles ernst nimmt
– und man darf im Familienleben einfach nicht alles ernst nehmen - einen Riesenkrach vom Zaun brechen, aber ganz oft, fällt einem von uns Vieren doch plötzlich auf, wie doof die Situation ist, er muss plötzlich lachen und reißt alle anderen mit.

Oder der harmoniesüchtige Familiehund stöhnt unüberhörbar laut und genervt aus seiner Ecke heraus, und alle schauen sich an, und kichern los.

Lachen erspart Dir garantiert einen Familientherapeuten, glaub mir!

Oder Du machst den Schritt zurück und merkst plötzlich wie klein Dein Ärgernis gegenüber wirklich ernsten Problemen ist. Du bist nicht krank, Du hast alle Deine Lieben um Dich. Du hast Arbeit, mußt nicht hungern, fliehen, sonstwas...!

Und dann mußt Du über Dich selbst lachen, wie wichtig Du Dich nimmst.

Denn glaube mir, über sich selbst lacht man immer noch am besten!

So machen wir das in Zukunft, denn eines ist ja nun einmal klar: dieses Herumschlagen mit dem Kleinklein des Alltags stiehlt uns richtig viel Energie, die wir für die schönen Dinge des Lebens gebrauchen können!

Wir leben in Zukunft  lieber nach dem Motto: Was stört es die Eiche, wenn sich die Sau an Ihr reibt?

Und deshalb hoffe ich, Ihr könnt Euch nun gut das Orange und Rot der Herbstbäume, die Kraniche, den See und die warme Sonne auf dem Gesicht vorstellen, denn – wie gesagt – ein Photo kann ich Euch nicht zeigen.

Nur das für Euch in Worte fassen, was ich in meinem Herzen und meiner Erinnerung habe.

Und die Brötchen backe ich am nächsten Sonntag noch einmal, und dann gibt es auch das Rezept für die Chia-Marmelade.

Bis dahin macht es wie die Eiche, oder tretet einen Schritt zurück und lacht mit mir schon einmal über mich, die ich ein paar Photos so wichtig nehme, und ihnen einen ganzen Post widme.

Liebste Grüße

Eure Lillewind

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