Habe ich Euch eigentlich schon einmal erzählt,
dass die Schwalben meine Lieblingsvögel sind?
Was natürlich durchaus auch daran liegt, dass man
sie einfach so sehr mit dem Sommer verbindet.
Und wer hat ihn nicht gern? Den Sommer?
heißt
es so auch im Volksmund, was natürlich nicht so ganz richtig ist, denn im Grunde kommt im Frühsommer keine Schwalbe
allein, weil die Schwalben Zugvögel sind und die nun einmal immer im ganzen Tross in unsere Gefilde zurückkommen.
Aber eben nur im Sommer!
Und so liebe ich es, an lauen Sommerabenden die
Schwalben am Himmel oder über dem See zu beobachten und ihrem Gezirpe zuzuhören.
Das ist für mich wirklich totales Sommerfeeling und erinnert mich immer ein wenig an Italien, wo man die Schwalben
auch im Spätsommer und Herbst, wenn sie bei uns schon lange ausgezogen sind, noch zwischen den Gassen und alten Häusern umhersausen sehen und hören kann, bevor sie dann auch von dort noch weiter in den Süden, bis Afrika ziehen.
auch im Spätsommer und Herbst, wenn sie bei uns schon lange ausgezogen sind, noch zwischen den Gassen und alten Häusern umhersausen sehen und hören kann, bevor sie dann auch von dort noch weiter in den Süden, bis Afrika ziehen.
Wusstet Ihr, dass dieser kleine Vogel dann im
Mai mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 43 km/h aus dem Süden
zu uns zurückkommt, und dafür in nur zwei bis drei Wochen eine Reise von ungefähr
4000 Kilometern macht? Es ist einfach faszinierend.
Vor ein paar Jahren hat ein Schwalbenpärchen
begonnen, an unserem Haus ein Nest zu bauen.
Das hört sich für manche vielleicht ganz
alltäglich an, denn es gibt natürlich viele Häuser, bei denen unter dem Dach
Schwalbennester zu sehen sind, und deren Besitzer sich über den Dreck, den
diese machen, ärgern.
Aber für uns war es etwas ganz, ganz
Besonderes.
Genauso, wie die kleine Eiche, die sich auf
unserem Grundstück, das nun wirklich nicht groß ist, selbst ausgesät hatte, und
von uns erst entdeckt wurde, als sie schon dreißig Zentimeter hoch war.
Jeder Gärtner oder Verfechter eines gepflegten
Gartens, dem wir damals davon erzählten, plädierte damals sofort für „Ausreißen!“.
Und manche werden jetzt sicher schmunzeln, aber
weder mein Mann noch ich konnten es.
Keiner von uns beiden fühlte sich in der Lage, dieses Pflänzchen aus der Erde zu reißen.
Im Gegenteil!
Wir redeten uns ein, dieses
Pflänzchen habe schließlich UNS ausgesucht, und außerdem sagt der Volksmund doch - Ihr kennt es - ein Mann müsse ein Haus bauen, Söhne bekommen
(ach, das war anders, oder?!) und einen Baum pflanzen. Da war es doch schon - das Bäumchen!
Das Pflänzchen durfte also bleiben, ist jetzt
eine deutsche Eiche im besten Teenageralter und jeder Gärtner oder Verfechter
des gepflegten deutschen Gartens schüttelt nur den Kopf bei ihrem Anblick.
Ähnlich war es dann damals auch mit unserem
Schwalbenpärchen, das Eltern werden wollte.
Alle, die hörten, dass ein Schwalbenpärchen bei
uns mit dem Nestbau begonnen hatte, warnten uns und empfahlen, das Nest „sofort
wegzumachen“ – Haaalloooo??! Die
Schwalbe gehört zu den geschützten Arten und ein Nest wegzumachen ist für mich
nicht eine Art Abtreibung -, denn wir würden
uns noch wundern, wieviel Dreck das machen würde.
Ihr ahnt es schon, oder!?
Wir haben das Nest natürlich NICHT weggemacht.
Die Schwalben hatten uns ausgesucht.
Unglaublich genug, dass das junge Paar die
belebteste Stelle unseres Hauses für die Aufzucht ihrer Babys gewählt hatte, nämlich
unsere Terrassentür.
Diese steht im Sommer eigentlich immer auf, ist
unser Hauptdurchgang zum Garten und damit sehr belebt.
Keine 60 cm über unseren Köpfen richteten diese
Schwalben also Ihre Kinderstube ein.
Tagsüber hatten wir von da an unsere Freude
daran, zu beobachten, wie das Schwalbenhaus/-nest wuchs.
Und irgendwann konnten wir es nicht fassen, als
vier aufgerissene kleine Schnäbelchen über den Rand des Nests blickten. Vom
Garten aus konnten wir sogar fast ins Babybett schauen.
Der Flugverkehr war tagsüber wirklich enorm –
und, ja, auch Dreck gab es. Auch ein wenig an der hochheiligen, weißen
Hauswand.
Aber abends war immer schlagartig Ruhe. Dann
konnten wir sehen, wie die Eltern zum Schlafen schützend über ihren Babys
hockten, und nicht selten haben wir selbst vor dem Schlafengehen nachgeschaut,
ob auch wirklich alle zuhause/im Nest waren.
Doof?
So sind wir bei Familie Lillewind.
Wer sich unsere Familie aussucht, wird von
Herzen aufgenommen und beschützt.Und so kam, was der Lauf der Dinge ist, und irgendwann wurden die Kleinen flügge, und nicht lange später, zog die ganze Familie in den Süden.
Da war der Sommer fast um…
Aber die Verbundenheit ist übrigens nicht
einseitig, denn zumindest die Mehlschwalben, um die es sich hier handelt, haben
eine ungeheure Verbundenheit zu ihrem Geburtsort. Und, obwohl sie im Spätsommer
diese tausenden Kilometer über das Mittelmeer und die Sahara fliegen, finden
sie tatsächlich im nächsten Frühjahr ihren Geburtsort wieder und siedeln sich nicht
selten sogar wieder in ihrem eigenen Geburtshaus an.
So war es bei uns.
Und unsere Freude groß…aber
leider war beim zweiten Nestbau ein Raubtier (Katze, Schleiereule, Dracula, was
auch immer) schneller, hat alles geplündert, und wir fanden am nächsten Morgen
nur noch die Scherben des Gemetzels.
Danach sind die Schwalben leider nie zu uns
zurückgekommen.
An diese Schwalben musste ich kürzlich denken,
als ich feststellte, dass, trotz dem es ein herrlicher, warmer Sommerabend war,
keine Schwalbe mehr am Himmel zu sehen war.
Stimmt!
Es ist August!
Sie sind schon in den Süden gezogen.
Und, geschätzte Leser, das heißt:
Es ist Spätsommer!
Die Tage werden schon wieder merklich kürzer,
und morgens ist es schon wieder merklich frischer.
Also tut, was Ihr könnt, um diese schönen Tage,
die der August uns gerade noch beschert, zu genießen.
Denn vergeßt nicht:
Ohne Schwalbe ist kein
Sommer mehr!
Liebste Grüße
Eure Lillewind
...und nicht, dass mich gleich jemand darauf hinweist, dass der kleine Strandläufer auf dem Photo KEINE Schwalbe ist, hört Ihr?!
Photo credit: Ray Hennessy by Unsplash
...und nicht, dass mich gleich jemand darauf hinweist, dass der kleine Strandläufer auf dem Photo KEINE Schwalbe ist, hört Ihr?!
Photo credit: Ray Hennessy by Unsplash
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