Mittwoch, 30. August 2017

Auch eine Schwalbe macht schon einen Sommer {oder: wenn Lillewind denkt}










Habe ich Euch eigentlich schon einmal erzählt, dass die Schwalben meine  Lieblingsvögel sind?

Was natürlich durchaus auch daran liegt, dass man sie einfach so sehr mit dem Sommer verbindet.
Und wer hat ihn nicht gern? Den Sommer?


 „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“
heißt es so auch im Volksmund, was natürlich nicht so ganz richtig ist, denn im Grunde kommt im Frühsommer keine Schwalbe allein, weil die Schwalben Zugvögel sind und die nun einmal immer im ganzen Tross in  unsere Gefilde zurückkommen.

Aber eben nur im Sommer!
Und so liebe ich es, an lauen Sommerabenden die Schwalben am Himmel oder über dem See zu beobachten und ihrem Gezirpe zuzuhören.

Das ist für mich wirklich totales Sommerfeeling und erinnert mich immer ein wenig an Italien, wo man die Schwalben
auch im Spätsommer und Herbst, wenn sie bei uns schon lange ausgezogen sind, noch zwischen den Gassen und alten Häusern umhersausen sehen  und hören kann, bevor sie dann auch von dort noch weiter in den Süden, bis Afrika ziehen.
Wusstet Ihr, dass dieser kleine Vogel dann im Mai mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 43 km/h aus dem Süden zu uns zurückkommt, und dafür in nur  zwei bis drei Wochen eine Reise von ungefähr 4000 Kilometern macht? Es ist einfach faszinierend.

 
Vor ein paar Jahren hat ein Schwalbenpärchen begonnen, an unserem Haus ein Nest zu bauen.

Das hört sich für manche vielleicht ganz alltäglich an, denn es gibt natürlich viele Häuser, bei denen unter dem Dach Schwalbennester zu sehen sind, und deren Besitzer sich über den Dreck, den diese machen, ärgern.
Aber für uns war es etwas ganz, ganz Besonderes.

Genauso, wie die kleine Eiche, die sich auf unserem Grundstück, das nun wirklich nicht groß ist, selbst ausgesät hatte, und von uns erst entdeckt wurde, als sie schon dreißig Zentimeter hoch war.

Jeder Gärtner oder Verfechter eines gepflegten Gartens, dem wir damals davon erzählten, plädierte damals sofort für „Ausreißen!“.

Und manche werden jetzt sicher schmunzeln, aber weder mein Mann noch ich konnten es.
Keiner von uns beiden fühlte sich in der Lage,  dieses Pflänzchen aus der Erde zu reißen.

Im Gegenteil!
Wir redeten uns ein, dieses Pflänzchen habe schließlich UNS ausgesucht, und außerdem sagt der Volksmund doch -  Ihr kennt es -  ein Mann müsse ein Haus bauen, Söhne bekommen (ach, das war anders, oder?!) und einen Baum pflanzen. Da war es doch schon - das Bäumchen!
Das Pflänzchen durfte also bleiben, ist jetzt eine deutsche Eiche im besten Teenageralter und jeder Gärtner oder Verfechter des gepflegten deutschen Gartens schüttelt nur den Kopf bei ihrem Anblick.

Ähnlich war es dann damals auch mit unserem Schwalbenpärchen, das Eltern werden wollte.

Alle, die hörten, dass ein Schwalbenpärchen bei uns mit dem Nestbau begonnen hatte, warnten uns und empfahlen, das Nest „sofort wegzumachen“ – Haaalloooo??!  Die Schwalbe gehört zu den geschützten Arten und ein Nest wegzumachen ist für mich nicht eine Art Abtreibung  -, denn wir würden uns noch wundern, wieviel Dreck das machen würde.

Ihr ahnt es schon, oder!?
Wir haben das Nest natürlich NICHT weggemacht.
Die Schwalben hatten uns ausgesucht.

Unglaublich genug, dass das junge Paar die belebteste Stelle unseres Hauses für die Aufzucht ihrer Babys gewählt hatte, nämlich unsere Terrassentür.
Diese steht im Sommer eigentlich immer auf, ist unser Hauptdurchgang zum Garten und damit sehr belebt.

Keine 60 cm über unseren Köpfen richteten diese Schwalben also Ihre Kinderstube ein.
Tagsüber hatten wir von da an unsere Freude daran, zu beobachten, wie das Schwalbenhaus/-nest wuchs.

Und irgendwann konnten wir es nicht fassen, als vier aufgerissene kleine Schnäbelchen über den Rand des Nests blickten. Vom Garten aus konnten wir sogar fast ins Babybett schauen.

Der Flugverkehr war tagsüber wirklich enorm – und, ja, auch Dreck gab es. Auch ein wenig an der hochheiligen, weißen Hauswand.
Aber abends war immer schlagartig Ruhe. Dann konnten wir sehen, wie die Eltern zum Schlafen schützend über ihren Babys hockten, und nicht selten haben wir selbst vor dem Schlafengehen nachgeschaut, ob auch wirklich alle zuhause/im Nest waren.
Doof?
So sind wir bei Familie Lillewind.
Wer sich unsere Familie aussucht, wird von Herzen aufgenommen und beschützt.

Und so kam, was der Lauf der Dinge ist, und irgendwann wurden die Kleinen flügge, und nicht lange später, zog die ganze Familie in den Süden.

Da war der Sommer fast um…
Aber die Verbundenheit ist übrigens nicht einseitig, denn zumindest die Mehlschwalben, um die es sich hier handelt, haben eine ungeheure Verbundenheit zu ihrem Geburtsort. Und, obwohl sie im Spätsommer diese tausenden Kilometer über das Mittelmeer und die Sahara fliegen, finden sie tatsächlich im nächsten Frühjahr ihren Geburtsort wieder und siedeln sich nicht selten sogar wieder in ihrem eigenen Geburtshaus an.

So war es bei uns.
Und unsere Freude groß…aber leider war beim zweiten Nestbau ein Raubtier (Katze, Schleiereule, Dracula, was auch immer) schneller, hat alles geplündert, und wir fanden am nächsten Morgen nur noch die Scherben des Gemetzels.

Danach sind die Schwalben leider nie zu uns zurückgekommen.

An diese Schwalben musste ich kürzlich denken, als ich feststellte, dass, trotz dem es ein herrlicher, warmer Sommerabend war, keine Schwalbe mehr am Himmel zu sehen war.

Stimmt!
Es ist August!
Sie sind schon in den Süden gezogen.

Und, geschätzte Leser, das heißt:
Es ist Spätsommer!

Die Tage werden schon wieder merklich kürzer, und morgens ist es schon wieder merklich frischer.
Also tut, was Ihr könnt, um diese schönen Tage, die der August uns gerade noch beschert, zu genießen.

Denn vergeßt nicht:
Ohne Schwalbe ist kein Sommer mehr!


Liebste Grüße

Eure Lillewind





...und nicht, dass mich gleich jemand darauf hinweist, dass der kleine Strandläufer auf dem Photo KEINE Schwalbe ist, hört Ihr?!


Photo credit: Ray Hennessy by Unsplash




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